Endlich war es wieder soweit: Reisen, entdecken, Fotos machen. Anfang September ging es für uns gut eine Woche auf die Isle of Skye im Nordwesten Schottlands. Wir landeten spät in Edinburgh (Wie ich vorher in einem Youtube-Video auf der Suche nach dem schottischen Akzent lernte, spricht man das nicht “Edinborrow” aus, wie man es im Englischunterricht lernt, sondern “Edinbra”. Oh und die Cockburn Street spricht sich “Coburn” Street. Nichts zu danken. ;) und verbrachten dort eine Nacht im Bed & Breakfast “Ardleigh House”. Das B&B war vom Flughafen gut zu erreichen und praktisch gelegen für eine Übernachtung auf der Durchreise. Auf dem Weg lagen mehrere Supermärkte, sodass wir uns für die lange Fahrt nach Skye mit reichlich Dr. Pepper und Cheddar eindecken konnten. Natürlich habe ich nach einer Woche Großbritannien nun wieder Sodbrennen und Magenschmerzen, aber war es jemals anders? Es schmeckt doch so gut! Manchmal muss man eben einfach Prioritäten setzen.
Am nächsten Morgen machten wir uns mit dem Mietwagen auf den Weg. Um die Route habe ich mich gekümmert (wenn ich schon nicht fahren kann) und sie so ausgewählt, dass wir unterwegs bereits an einigen Fotospots vorbeikommen und uns somit oft genug die Beine vertreten können. Die Route führte von Edinburgh über Glen Coe, bevor man auf die A87 gelangt, die direkt zur und durch die Isle of Skye führt. Die Fahrt dauert 5-6 Stunden, mit ständigen Foto-Stopps und einer kleinen Mittagspause kommt man (also wir) allerdings auf 9 Stunden. Dass wir eher von der langsamen Sorte sind, haben wir in den folgenden 8 Tagen noch mehrmals festgestellt.
Route | Map: www.openrouteservice.org
Glen Coe
Die ersten 3h der Strecke sind recht unspektakulär. Sie führen ein Stück über die Autobahn (das sind in GB die “M”s) und dann weiter über ein paar “A”-Straßen (vergleichbar mit unseren Bundesstraßen) entlang hügeliger Landschaften. Dass man das 16km lange Tal Glen Coe erreicht hat, weiß man ohne auf die Karte zu schauen. Die Hügel werden zu Bergen und wenn man, so wie ich, aus dem platten Norddeutschland kommt, dann wird es ab dort schon sehr beeindruckend. Für die geschichtlich Interessierten hat Glen Coe auch einiges zu bieten: 1692 fand hier das “Massaker von Glencoe” statt. Ziemlich fiese Geschichte.
Zum Fotografieren gibt es genügend Parkplätze. Gefühlt mindestens alle 2 Kilometer. Und diese Parkplätze sind voll – genau wie die Straßen. Auch wenn ich im Vorfeld viel darüber gelesen habe, dass die Isle of Skye sehr “touristy” sein soll, habe ich nicht damit gerechnet, dass die Straßen dorthin bereits so belagert sind.
Man kann das Tal auch bewandern und ich bin mir sicher, dass sich das lohnt. Bei den Ausblicken, die man bereits von den diversen Straßenrändern aus hat. Aber wir waren ja nur auf der Durchreise und gaben uns mit mehreren Parkplatz-Stopps zufrieden.
Folgt ihr einigen dieser “Instagram Landscape Photographers”? Dann kennt ihr mit Sicherheit das “Lonely House” – mir war es zumindest unter diesem Namen bekannt und landete schon des öfteren in meinem Feed. Und dann war es da plötzlich. 100 Meter von einem dieser überfüllten Parkplätze entfernt, auf dem mindestens 20 Autos standen. Für das folgende Foto bin ich nicht mal aus dem Auto ausgestiegen, nein, wir haben nichtmal angehalten, weil uns der Parkplatz zu voll war. Ich habe es einfach während der Fahrt aus dem Autofenster geschossen. (#fürmehrrealitätaufinstagram und so) Und wenn dabei soetwas rauskommt, dann konnten die folgenden Tage aus fotografischer Sicht nur genial werden. In Schottland muss man sich um schöne Fotos wirklich keine Gedanken machen. Es ist schwer, dort KEIN schönes Foto zu schießen.
Auch nachdem man Glen Coe durchquert hat, gibt es immer wieder ausreichend Parkplätze, an denen man Halt machen kann. Praktischerweise liegen sie häufig an schönen Aussichtspunkten. Ich vermute, damit die Touristen nicht alle mitten auf der Straße stehenbleiben. Denn das tun sie. In den kommenden Tagen sahen wir einen Wohnwagen, der in einem ziemlich unnatürlichen Winkel seitlich im tiefen Straßengraben feststeckte, weil der FAHRER! während der Fahrt gefilmt hatte…
Glen Shiel und die Five Sisters of Kintail
Nach weiteren anderthalb Stunden erreicht man das Tal Glen Shiel. Auch hier gab es 1719 wieder eine große Schlacht. (Das ist nur so eine Randinfo, ich habe keine Ahnung worum es da ging, bin aber erschrocken, über welche Höhen die sich da gekämpft haben müssen.)
Dort befinden sich die Five Sisters of Kintail, ein Massiv von 5 Bergen. Eine der Damen ist sogar über 1000m hoch. Wir fuhren etwa 5 Minuten abseits der Route Richtung Ratagan, um von dort ein paar Fotos zu schießen.
Eilean Donan Castle
Zurück auf der Route liegt weitere 15 Minuten entfernt das Eilean Donan Castle, ein echter Touri-Magnet mit Visitor Centre und Parkplatz, über den einige Autos langsam fuhren und mit dem Handy aus dem geöffneten Fenster schnell ein Foto schossen, bevor sie weiterfuhren. Später erfuhren wir in unserem B&B, dass der Großteil aller Urlauber eine Rundreise durch Schottland macht und nur ein oder zwei Tage auf der Isle of Skye verbringt und sie in der Zeit von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten hetzen. Das erinnerte uns daran, warum wir genau DAS nicht wollten: die verpassen alle so, so viel. Lange haben wir uns bei dem Castle nicht aufgehalten, aber ein paar Fotos waren drin. Ich fand ja das Panorama dahinter viel spannender. Und das Gegenlicht war kacke ;)
Hat man es bis hier hin geschafft, sind es bis zur Skye Bridge – die, Überraschung: zur Isle of Skye führt – nur noch 10 Minuten. Unser Weg zum Bed and Breakfast führte uns noch etwas weiter bis an die oberste Spitze der Insel. Die Sehenswürdigkeiten auf Skye haben wir dann in Ruhe in den folgenden 7 Tagen abgeklappert. Mit viel Zeit zum Einatmen, Aufsaugen, Gucken, Staunen und Genießen.